Viva Colonia!!

Projektfahrt Klasse 10b vom 20.- 22.07.23 nach Köln

Köln in Gegenwart und Vergangenheit kennenlernen mit Schwerpunkt auf NS-Zeit und Erinnerungskultur war das Projektthema für die Klassenfahrt der 10b nach Köln, vorbereitet und betreut von Klassenlehrerin Frau Falkner und mitbegleitet von Frau Niehues.

Kennenlernen konnte man Köln zunächst bei einer Führung, auf dem Fahrrad (Gruppe 1) oder per pedes (Gruppe 2, vor dem Heinzelmännchen-Brunnen), mit anschließendem obligatorischen Besuch des Kölner Doms und des Dreikönigenschreins. Darüber, wie die den „Heiligen drei Königen“ zugeschriebenen Reliquien nach Köln gekommen sind, hatten wir uns schon vorab kundig gemacht.

Spuren der bewegten Geschichte Kölns, von der römischen über die mittelalterliche und die französische bis zur preußischen Zeit sind allgegenwärtig. Andererseits ist vieles im Bombenhagel des 2. Weltkriegs vernichtet worden. Dies gilt insbesondere auch für zahlreiche Kirchen, mit denen das „Heilige Köln“ reichlich gesegnet war.

Ein Beispiel dafür ist Sankt Kolumba, eine ehemals riesige Kirche, die nicht wieder aufgebaut wurde, sondern deren Ruinen in einem einmaligen Projekt in einen neuen Museumsbau, ein „Kirchenmuseum“, integriert wurden und die somit eine ganz besondere, Kontinuität verkörpernde Art der Erinnerungskultur darstellt. Durch die Installation einer Tonspur aus den 60er Jahren, die sich mit den realen Geräuschen aus der Umgebung mischt, wird zudem im Nebeneinander von Vergangenheit und Gegenwart der Eindruck von Simultaneität erweckt.

Auf die Spuren einer Gruppe von jugendlichen Widerstandskämpfern während der NS-Zeit, der sogenannten Edelweißpiraten, begaben wir uns am nächsten Morgen bei einer durch das

NS-Dokumentationszentrum an Originalschauplätzen durchgeführten Führung mit anschließender Besichtigung der Gefängniszellen in der ehemaligen Gestapo-Zentrale, in denen manche der Jugendlichen oftmals inhaftiert waren. Graffiti an den Wänden der Zellen legen ein beredtes Zeugnis von den desaströsen Zuständen der Gefangenhaltung ab.

Eine Besonderheit Kölns ist das Olympiamuseum, von denen es weltweit nur zwei weitere gibt: in Lausanne und in Katar.

Einerseits eine willkommene Abwechslung für die Schüler*innen, weil man hier ganz praktisch Sportgeräte ausprobieren konnte, z.B. nach den Vorgaben des Turnvaters Jahn, andererseits auch wieder Informationen zum Projektthema, beispielsweise zu den Besonderheiten der Olympischen Spiele unter dem Nazi-Regime 1936 in Berlin.

Unser letzter Tag in Köln führte uns ins Rautenstrauch-Joest-Museum, das sich den Kulturen der Völker widmet – sozusagen das Linden-Museum Kölns. Genau das wurden wir bei unserer Ankunft auch gefragt: weshalb wir denn ins Völkerkunde-Museum in Köln kämen, wo wir doch das wunderbare Linden-Museum bei uns in Stuttgart hätten.

Dafür gab es aber gute Gründe: zum einen das besondere Konzept des Museums, das seine Abteilungen nicht nach geographischen Gesichtspunkten anordnet (Afrika, Asien, Südamerika…), sondern nach Themen (Kunst, Wohnen, Tod und Bestattung…) und diese dann an einigen Beispielen aus verschiedenen Kulturen veranschaulicht, was die Schüler*innen mit großem Interesse verfolgten.

Zum andern bildet das Thema der Provenienz, der Herkunft von Kulturgütern, einen Schwerpunkt des Museums. Dabei geht es einerseits um Kulturgüter, die in der NS-Zeit enteignet oder geraubt wurden – womit der Kreis sich wieder schließt -, und andererseits um Kulturgüter, die – oft widerrechtlich - während der Kolonialherrschaft in Übersee erworben wurden. Über dieses Thema hatten wir schon in verschiedenen Zusammenhängen im Unterricht gesprochen.

Das Rautenstrauch-Joest-Museum besitzt eine große Anzahl von Kulturgütern aus Benin, die nun zurückgegeben werden. Dazu gibt es im Museum einen besonderen Raum, in dem die Objekte nochmals ausgestellt sind, so dass die Bevölkerung Abschied nehmen kann. Es liegen Blöckchen mit Bildern der Objekte aus, von denen jeder sich ein Blatt abreißen und mitnehmen kann -  eine sehr eindrucksvolle Art der Erinnerungskultur!

Den krönenden Abschluss unseres Köln-Aufenthalts bildete der Besuch der Dominikanerkirche Sankt-Andreas, in der sich das Grab unseres Schulpatrons Albertus Magnus befindet.

Dort waren wir mit dem Dominikanermönch Pater Richard verabredet, der uns nicht nur die Besonderheiten der Kirche, den Sarkophag mit den Überresten von Albertus Magnus sowie dessen Messgewand zeigte, sondern uns zu einer Fragerunde

einlud und mit seiner Offenheit und Authentizität unsere Herzengewann.

So fuhren wir reich beschenkt mit mannigfachen neuen Eindrücken und Impulsen am Samstagabend wieder nach Stuttgart zurück – nicht ohne Bahnverspätung  ;-)

23.07.23  Fa

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