Nach Paris der Liebe wegen...

Leistungskurs Französisch J2: Kurz-Studienfahrt nach Paris vom 09. - 11.10.22

Paris hat verschiedene Facetten. Das stellte auch der Abi-Leistungskurs Französisch bei seinem Aufenthalt in der französischen Hauptstadt fest, zu dem er sich am Sonntag, 09.10., schon in aller Herrgottsfrühe mit Kurslehrerin Marcella Falkner aufgemacht hatte. Kurz war er, der Aufenthalt, dauerte gerade einmal 2 ½ Tage, aber nichtsdestotrotz sehr intensiv.

 

Hier einige Eindrücke der Teilnehmer*innen in Bild und Text:

Margarete:

J'ai été beaucoup fascinnée par le Quartier de Montmartre. Là, j'ai trouvé ce kiosque dont le toit a la forme d'une petite coupole.

Alessia:

Sur la photo, on peut voir un stand où sont exposés des tableaux  d'artistes. Cela m'a fascinée, car j'aime l'art et les marchés d‘art sont très connus en France.

Emma

La Tour Eiffel est le monument le plus connu de France. On la connaît grâce aux souvenirs, aux photos et aux histoires, mais quand on se trouve soi-même juste devant la Tour Eiffel, c‘est quelque chose de complètement différent et très impressionnant.

Mattéo:

Je trouve cette photo vraiment impressionnante, avec l'Arc de Triomphe et les vétérans portant des drapeaux tricolores devant.

Eva:

La photo a été prise au 59 Rivoli, une maison d‘artistes qui abrite 30 ateliers, et j‘ai trouvé impressionnant de voir les artistes peindre là-bas et de voir que chaque étage a un style et une atmosphère très particuliers et uniques.

Emilia:

À Paris, il y a partout ces boîtes aux fonctions diverses qui ont été embellies.

Pauline:

J’ai pris cette photo à la Place du Tertre, près de la basilique du Sacré Cœur. Sur la place se trouvaient beaucoup d’artistes juste à côté de restaurants luxueux. J’ai trouvé ce moment impressionnant parce que cela me semblait tellement inhabituel  et ici c’est tout à fait normal.

Auf dieser Studienfahrt, die auch so ein klein wenig dazu gedacht war, die coronabedingten Ausfälle der Austauschmaßnahmen zu kompensieren, hatten wir nicht nur Gelegenheit, gängige Klischees zu überprüfen, sondern auch Orte zu besuchen, die sonst bei einem Parisaufenthalt meist nicht ganz oben auf der Liste stehen, aber mit Unterrichtsinhalten zu tun hatten. Tatsächlich also eine Studienfahrt, die diese Bezeichnung in vollem Umfang verdient. Ganz nebenbei kamen wir auch noch an vielen bekannten Besichtigungspunkten vorbei.

 

Klischee Nr. 1: Die Pariser sind unfreundlich und arrogant.

Das konnten wir nicht feststellen. Vielmehr fiel uns auf, dass Menschen, die in der Metro einen Klappsitz hatten, aufstanden, um den Raum für die Stehenden zu vergrößern, wenn es voll wurde.

Als Marie einen Marienkäfer entdeckte, der mir am Ärmel hochkrabbelte, sagte der Herr neben uns: „C‘est un porte-bonheur“ - ein Glücksbringer. Also netter geht nicht.

                                                                                               

Klischee Nr.2:  In Paris gibt es viele Obdachlose.

Ja, wir haben Obdachlose gesehen. Sie fielen meist dadurch auf, dass sie irgendwo an der Straße lagen. Immer wieder schockierend. Es waren zahlenmäßig nicht so viele, aber immer noch ZU viele!

 

Klischee Nr.3:  Boules spielen nur alte Männer (mit Baskenmütze) → s.u.

In Paris befindet sich nicht nur die Kathedrale „Notre-Dame“, die wegen des Brandes vor 3 Jahren leider immer noch nicht besucht werden kann, sondern es gibt dort auch wichtige Stätten der anderen monotheistischen Religionen. Da ist zunächst das „Mémorial de la Shoa“, die Holocaust-Gedenkstätte. Draußen erinnert der „Mur des Justes“ an die Franzosen, die während des Holocausts Juden gerettet haben, drinnen sind in den „Mur des Noms“ die 76000  Namen der jüdischen Mitbürger*innen eingraviert, die – wie extra erwähnt wird - unter Beihilfe des Régimes von Vichy von den Nazis deportiert und ermordet wurden. Wichtige Ausstellungen z.B. zur „Rafle du Vel d‘Hiv“, die auch Gegenstand des Unterrichts gewesen war, sowie die Teilnahme an einem Vortrag im Hörsaal des Mémorial machten diesen Besuch zu etwas ganz Besonderem.

Dass wir schon gleich bei Betreten des Gebäudes von einer Frau angesprochen wurden, die beschwörend auf uns einredete, alles was dort drinnen zu sehen sei, sei wahr – wie wenn wir das hätten bezweifeln wollen(!), war einerseits auf Grund ihrer Geschichte sowie der zahlreichen antisemitischen Übergriffe, die es in Deutschland leider gibt, verständlich. Es hat uns aber auch traurig gemacht, dass junge Deutsche, die in der Absicht kommen, sich zu informieren, fast 80 Jahre nach dem Holocaust immer noch als „Täter“ angesprochen werden.

Die „Grande Mosquée de Paris“ ist das Gotteshaus der muslimischen Mitbürger*innen von Paris und spielt beim Unterrichtsthema „Algerien“ eine wichtige Rolle. Wir konnten in dem herrlichen Palmengarten wandeln, der im Sommer, wenn die Springbrunnen in Betrieb sind, wahrscheinlich NOCH paradiesischer ist. Die Pause im Teehaus der Moschee mit orientalischem Gebäck und süßem Tee wird uns unvergesslich bleiben – auch andere Religionen sprechen „Körper, Geist und Seele“ ihrer Gläubigen an. Für einen Besuch im „Hammam“, dem orientalischen Bad, waren wir aber leider nicht gerüstet…

Montmartre mit seiner weißen Basilika Sacré-Cœur kennt jeder Parisbesucher. Aber auch, wenn dort das Winzerfest stattfindet? So voll hat man die Treppe vor Sacré-Cœur noch nie gesehen! Auf dem Weg, der um Sacré-Cœur herumführt, ist kein Durchkommen, Trauben von lachenden, gut gelaunten Menschen stehen vor den Dégustation-Ständen und den Ständen mit regionalen Spezialitäten und probieren sich durch. Hinter Sacré-Cœur ist es ruhiger, spielende Kinder, junge Menschen, die sich unterhalten – oder: Boules spielen!!! (womit Klischee Nr. 3 entkräftet wäre).

Am Fuße des Montmartre: ein Stopp an der Place Blanche, um einen Blick auf das einst verruchte Moulin Rouge zu werfen.

Louvre? Quai d‘Orsay? Centre Georges Pompidou? Beim nächsten Mal!

Wir besuchen ein Künstlerhaus, das 59 Rivoli, kostenlos und ohne Anmeldung. 30 Ateliers. Zum Teil kann man den Künstlern bei der Arbeit zuschauen. 5 Stockwerke. Das Treppenhaus in jedem Stockwerk anders bemalt. Das ist die zeitgenössischste Kunst überhaupt! Die Frage, die uns beschäftigt: Es gibt unglaublich viele vor allem junge Besucher*innen. Das Haus ist hip. Aber wer kauft den Künstlern etwas ab? Wir zahlen beim Hinausgehen einen uns angemessen erscheinenden Obolus.

Ja, die Kunst in Paris, das ist schon was. Von den Maler*innen mit ihren Staffeleien auf dem Montmartre bis zur Gestaltung der Métro-Stationen. Eigentlich ist ALLES Kunst.

Saint Germain-des-Prés:
der Intellektuellen-Treffpunkt der Fünfziger und Sechziger Jahre. In den berühmten Cafés „Café de Flore“ und „Les deux Magots“ sind Philosophen, Schriftsteller und Künstler ein- und ausgegangen: Sartre, Simone de Beauvoir, Camus, Picasso... Wir haben sie schon kennengelernt oder werden es bald tun. Nichts für unseren Geldbeutel. Außerdem ist es voll.

Und weil man Notre-Dame nicht besichtigen kann, besuchen wir jetzt die ebenfalls im Mittelalter erbaute Kirche St.Germain-des-Prés, deren wunderbare, leuchtende Wandmalereien allerdings aus dem 19. Jh. stammen.

Paris aus der Luft?
Das geht z.B. vom Eiffelturm aus. Oder von der Tour Montparnasse. An der Tour Montparnasse müssen wir quasi nicht anstehen. Und wir sehen dazu auch noch den Eiffelturm von oben... Auf dem Dach könnte man es sich gemütlich machen in den roten Plastiksesseln. Aber der Wind pfeift einem ganz schön um die Ohren, es ist bewölkt und könnte gleich anfangen zu regnen...
Ohne Eiffelturm geht es aber auch nicht.
Wenigstens von unten ein Blick in dieses eiserne Ungetüm. Und ein Foto "Eiffelturm mit uns“. Und später im Dunkeln ein Foto mit blinkendem Eiffelturm. Und Fotos mit dem Eiffelturm vom Bateau-Mouche aus.

Mit der Métro fahren wir vom Eiffelturm aus zum Quartier „La Défense“. Und steigen in einem ganz anderen Paris wieder an die Oberfläche. Von den Stufen der „Grande Arche“ aus, in deren Achse in der Ferne der Arc de Triomphe zu erkennen ist, blicken wir auf ein futuristisches Paris mit hohen Bürotürmen und riesigen Glasgebäuden, zu deren Füßen die Menschen wie Ameisen durcheinanderlaufen.

Nächste Station, auf dem Rückweg in die City: Arc de Triomphe.

Da wir erfahren, dass in einer halben Stunde – wie jeden Abend um halb sieben - die Wachablösung am Grab des Unbekannten Soldaten stattfinden soll, warten wir diese Zeremonie ab. Seit 1923 wird sie für die gefallenen Franzosen  des 1. Weltkriegs abgehalten, selbst zur Zeit der deutschen Besatzung, wie uns gesagt wird. Und so kommen denn auch die alten Veteranen und schwenken die Standarten ihrer früheren Regimenter (oder die ihrer Väter). Der gestiftete  Blumenschmuck wird zum Teil ausgetauscht. Es folgt die Marseillaise. Alles très français.

Zeit für den Einkaufsbummel über die Champs-Élysées. Also, schon mehr Bummel als Einkauf. Es ist inzwischen dunkel und die Prachtstraße und der Arc de Triomphe sind (trotz Energiekrise) schön beleuchtet.

Jetzt haben alle Hunger. Gestern waren wir in einem veganen Restaurant – ja, davon gibt es in Paris inzwischen auch einige, und wir haben ja eine Veganerin und eine Vegetarierin mit an Bord. Heute fahren wir zum Quartier „Les Halles“, wo es ein Restaurant neben dem anderen gibt. Die Schüler*innen haben Lust auf Pizza.

Wir müssen ziemlich lange warten, sitzen aber im Freien und beobachten das Treiben um uns herum. Uns gegenüber, nur wenige Meter entfernt, ein Restaurant, auf dessen Terrasse die Gäste Raclette essen - aber nicht irgendwie. Mit Raclette-Ofen! Von einem Riesenstück Käse, das auf einer schiefen Ebene liegt, wird immer wieder eine geschmolzene Lage abgestrichen oder fließt selbst herunter!  Génial et fascinant!

Bei uns in der Pizzeria: Seltsam, es ist nicht möglich, sich eine Pizza mit jemand zu teilen. Na ja, sehr nachhaltig ist das nicht.

Am nächsten Morgen:
Der Marché Mouffetard ist ein Flopp. Dafür entschädigt uns nach einem kleinen Abstecher zum Panthéon der Jardin du Luxembourg. Bei blaustem Himmel genießen wir die Strahlen der spätsommerlichen Sonne und den Blumenschmuck und nehmen verwundert all die Aktivitäten wahr, die im Park stattfinden. Mehrere Schulklassen sind dort und nehmen an einer Art Sportolympiade teil, andere haben Sportunterricht, es wimmelt nur so von Joggern, in anderen Ecken wird Qigong, Tai Chi oder Schwertkampf geübt. Ein veritabler Volkspark!

In der Kirche St. Sulpice unweit des Parks findet gerade ein Trauergottesdienst statt.

Wie ist das, wenn man zu einer Kirchengemeinde mit einer von Touristen vielbesuchten Kirche gehört? Wo ist da ein geschützter Raum, um seiner Trauer im Stillen und unbehelligt von neugierigen Blicken nachzugehen?

Wir gehen am Seineufer entlang Richtung Pont de l‘Alma, wo die Anlegestelle der Bateaux-Mouches ist. Zum Abschluss unseres Parisaufenthalts schauen wir uns all die besuchten Bauwerke in einem Durchlauf nochmals vom Wasser aus an.

Paris ist riesig. Man könnte ein Jahr dort verbringen und hätte immer noch nicht alles gesehen. Was wir aber in diesen 2 ½ Tagen dort gesehen und erlebt haben, war bemerkenswert in vielerlei Hinsicht. “Respirer Paris, cela conserve l’âme.“ - ein Zitat von Victor Hugo, das Emma gefunden hat und hier vielleicht gut passt?

Zurück im TGV. Wir haben Glück. Zwei nebeneinander liegende Vierertische ganz am Ende des Waggons. So können wir plaudern, Erfahrungen austauschen – auch schon mal reflektieren, eine richtige Studienfahrt eben - und ab und zu ein Nickerchen machen, bis wir, überpünktlich, wieder in Stuttgart ankommen. Die französische Bahn schlägt die deutsche an Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Wer hätte das mal gedacht!

(12/10/22 Fa)

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