WM 2022 in Quatar

Menschenrechte in Katar (?) (12.12.22)

Katar ist ein kleines Emirat, ungefähr so groß wie Schleswig-Holstein, am persischen Golf. Durch die Winter Fußball WM 2022 ist Katar, das kleine durch Gas reichgewordene Land, umgeben von alten Großmächten, die 1990 dort eingefallen sind, in die internationale Presse gelangt. Um so mehr Aufmerksamkeit ein Land bekommt, umso mehr wird an einem Land auch kritisiert, doch ist das bei Katar gerechtfertigt?

Seit der Vergabe der WM an Katar wurde von Seiten Katars bestätigt, dass drei Menschen beim Bau von Stadien gestorben sind und insgesamt 34 Menschen, die auf WM-Baustellen gearbeitet haben, aber nicht dort gestorben sind. Doch bei einem Interview des katarischen WM-Chefs Hassan-al-Thwadi mit dem britischen Sender "Talk TV" räumte dieser ein, dass bei den WM-Baustellen viel mehr Menschen gestorben seien. "Zwischen 400 und 500. Ich habe die exakte Zahl nicht", meinte dieser. Doch auch diese Zahlen beinhalten wahrscheinlich nicht alle Toten. Zwischen der WM-Vergabe im Jahr 2010 und 2020 wurden Statistiken aus Katar veröffentlicht, auf die sich auch Amnesty International in einem Bericht 2021 beruft, in denen von 15.000 gestorbenen Menschen die Rede ist. Diese Statistiken enthalten jedoch alle in diesem Zeitraum in Katar gestorben Ausländer. Es ist allerdings schwer, konkrete Zahlen zu erheben, wie viele Menschen beim Bau von Infrastruktur für die WM gestorben sind.

Die Arbeiter, die meistens aus ärmeren, asiatischen Ländern wie Nepal kommen, und im Sommer bei teilweise über 40°C Außentemperatur auf oft ungesicherten Baustellen in schwindelerregender Höhe teils 12 Stunden am Tag arbeiten, werden in kleinen engen Unterkünften mit bis zu 14 anderen fremden Arbeitern in einem Raum  untergebracht. Sie leben mit teils 600 anderen Menschen in einer Wohnung oder einem Haus und teilen sich einem Bericht zufolge zwei Küchen, in denen es vor Ungeziefer und Dreck nur so wimmelt. Dort versorgen sie sich selbst. Auch die Bäder sind meistens sehr verschmutzt und von Ungeziefer besiedelt. Dies hat nichts mit den Versprechen zu tun, die den Arbeitern in ihren Heimatländern gemacht wurden. Ein Arbeiter berichtete, dass ihm in Nepal 650 US Dollar Lohn im Monat, ca. 450 Euro, versprochen wurden. Im Transitbereich des Flughafens in Delhi wurde dieser Vertrag vor seinen Augen zerrissen und weggeworfen, anschließend musste er einen Vertrag für umgerechnet 190 Euro im Monat unterschreiben. Doch trotz Vertrag erhielt er 5 Monate keinen Lohn, musste aber noch einen Kredit abbezahlen, den er für die EInreise ins Land auf sich nahm. Dieser Bericht ist kein Einzelfall, mehrere Gastarbeiter berichten von solchen Vorkommnissen und auch davon, dass ihnen ihr Pass bei der Einreise abgenommen wurde. Dieses Verhalten erinnert stark an die im mittelalterlichen Europa weit verbreitete Leibeigenschaft, denn die Arbeiter dürfen ohne Pass nicht aus einem Land ausreisen und in ein anderes einreisen - verbleiben also als billige Arbeitskräfe im Land. Und dies wiederum erinnert an - nein IST - Sklaverei, die in der von der UNO in der Sitzung am 10. Dezember 1948 verfassten "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" in Artikel 4 mit den Worten "Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Skalvenhandel in allen ihren Formen sind verboten" als Verstoß gegen die Menschenrechte geahndet wird. Die Verantwortlichen der WM in Katar quittieren die Vorwürfe mit der dürren Stellungnahme, "die Gesundheit, Sicherheit und das Wohlbefinden eines jeden Arbeiters in der Vorbereitung auf die WM 2022 ist für das Organisationskomitee von größter Wichtigkeit. Das Turnier soll dabei helfen, eine Verbesserung des Lebens der Arbeiter in Katar herbeizuführen." Soviel dazu.

Doch nicht nur der Umgang mit den Arbeitern in Katar ist äußerst fragwürdig.

Katar ist eine absolutistische Monarchie und steht damit in einer Reihe mit anderen mittelalterlichen Schreckensherrschaften, in denen eine einzige Person die Macht über ein ganzes Land hat, was fatale Folgen für die einzelnen Bürger Katars mit sich bringt. Katar verbirgt mittelalterliches Denken hinter seiner modernen Glitzerwelt. Das sieht man auch daran, dass in Katar Frauen in Form eines Mannes, wie zum Beispiel ihrem Vater, Bruder oder Ehemann, einen Vormund haben.

Außerdem ist Homosexualität in Katar verboten und wurde von dem ehemaligen Fußball-Nationalspieler und WM-Katar-Botschafter Khalid Salman als "geistiger Schaden" bezeichnet. Und Homosexuelle, die nach Katar kommen oder gekommen sind, sollen die Katarischen Regeln befolgen, denn Homosexualität "ist Haram,  eine Sünde". Von Seiten Katars hieß es für die WM  "dass jeder willkommen ist und niemand diskriminiert wird" doch trotzdem ist es für Lgbtqa+ (quere) Menschen  gefährlich, sich in Katar aufzuhalten. 

Die verletzten Menschenrechte der Arbeiter, das Vormundsgesetz und das Verbot von Homosexualität und Transgendern bewegten mich dazu, die WM in Katar zu boykottieren. Nachvollziehbar?

Weltmeisterschaft 2022 - skandalös? (12.12.22)

Die Weltmeisterschaft in Katar steht schon seit Jahren heftig in der Kritik. Besonders die klimatischen Verhältnisse und die bedrückende Menschenrechtslage sorgten in den letzten Wochen für viele Schlagzeilen rund um das reiche Land am Persischen Golf.

Das Emirat von Katar gellangte über ihr hohes Vorkommen an Erdgas und Erdöl zu großem Reichtum. Dadurch konnte das Land Gasverträge mit China und Deutschland abschließen und in viele internationale Unternehmen auf der ganzen Welt investieren. Darunter auch viele deutsche Firmen, wie beispielsweise die Deutsche Bank oder Siemens. Auch sportlich gesehen hat das Emirat mittlerweile viel Macht. Insgesamt wurden hier schon über 500 große Sportveranstaltungen ausgetragen und die katarische Fluglinie ,,Qatar Airways'' ist Trikotsponsor der Spitzenvereine FC Bayern München und FC Barcelona sowie von dem italienischen Traditionsverein AS Rom. 2020 sind sie offizieller Partner der UEFA Europameisterschaft.

Aber warum hat Katar so viel Geld in die Zusammenarbeit mit anderen Ländern gesteckt? Die erstaunliche Wahrheit: Es ist ein Verteidigungsprojekt. Das Emirat ist umgeben von Saudi-Arabien und dem Irak. Dieser marschierte 1990 in Katar ein. Heute ist das Verhältnis zwischen den Ländern entspannter, die Angst ist trotzdem noch geblieben. Um einen erneuten Einmarsch zu verhindern, will das Land relevant für die internationale Gesellschaft sein. Es ist eine Art Sicherheitsnetz. Ein 30-jähriges Projekt, welches das weitere Bestehen Katars sichern soll. Diese anfängliche Verteidigungsstrategie entwickelte sich allerding schnell zu dem Drang, immer mehr Macht und Einfluss auf der Welt zu erlangen. Mittlerweile zählt Katar zu den reichsten Ländern des Planeten und ist nicht mehr aus der Wirtschaft wegzudenken.

 

Nun war ihr Ziel, auch die WM 2022 auszutragen - in einem eher untypischen Fußballland. Bei der Vergabe des Austragungslandes wird von einem Exekutiv-Ausschuss der FIFA der Gewinner gewählt. Viele vermuten, Katar hätte seine Gegner Australien und USA mit gezielten Falschinformationen aus dem Rennen geworfen. Und nicht nur das: Theorien besagen, dass es auch Bestechungsversuche Katars gegeben hatte. Schon 2010 sei der Ort der WM bestimmt worden. Wenige Tage vor der Wahl soll sich der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy mit dem Thronfolger Katars Tamim Bin Hamad und dem ehemaligen UEFA -Chef Blatter und FIFA Vize-Präsident Warner getroffen haben. Dabei soll ein Deal ausgehandelt worden sein: Die Stimme Frankreichs geht an das Emirat und umgekehrt kommt Frankreich an viele Milliardengeschäfte aus dem Scheichtum. Auch der spätere Kauf des französischen Spitzenvereins Paris Saint Germain soll angesprochen worden sein. Zusätzlich soll drei südamerikanischen Funktionären Geld angeboten worden sein. Katar und FIFA weisen die Anschuldigungen zurück. Der Verdacht konnte nicht bewiesen werden und so kam der Fall nie vor Gericht.

Ich persönlich war sehr schockiert, als ich erfahren habe, welche Maßnahmen ergriffen wurden, um selbst Gewinn zu machen und wie die ganzen menschlichen Probleme für Katar so in den Hintergrund rücken konnten. Ist unsere Welt wirklich schon an dem Punkt angekommen, an dem Geld und Reichtum unser komplettes Leben bestimmen?

Sollte man? Sollte man nicht? (12.12.22)Eine Entscheidungshilfe für die WM-Anschau-Diskussion

Viele denken bestimmt darüber nach, warum manche die WM schaun oder nicht schauen. Warum beschäftigt uns das so sehr? WArum ist die WM-FReude verschwunden? Es wird viel in Talkshows darüber diskutiert und nicht nur dort. Vielleicht habt ihr auch schon darüber mit euren Freunden oder Verwandten darüber geredet. Doch warum ist das so? Warum hängen kaum Flaggen an den Autos oder an den Häusern? Nochmal: Warum ist die Freude an der WM verschwunden? Warum schauen weniger Menschen die WM, wie die öffentlichen Sender klagend bemerken? Die große Frage ist überall: Warum? 

In der folgenden Übersicht könnt ihr Pro- und Kontra-Punkte zur Anschaudebatte nachlesen, die wir für euch gesammelt haben, damit ihr im nächsten Gespräch glänzen könnt ;)

 

Pro: 

- Viele Fußballer spielen ihre letzte WM

- Man sollte Katar eine Chance geben, sich zu bessern

- frühere WMs waren in den angeklagten Punkten auch nicht besser

- Die Fußballer können nichts für die Bedingungen in Katar

- Es sollte noch immer die sportliche Leistung im Vordergrund stehen - nicht Politik

- Die Spieler haben es sich verdient, sich mit den besten ihrer Disziplin zu messen und sollten nicht verurteilt werden

- die WM macht auf die Probleme aufmerksam und setzt Katar unter Druck

 

Was Fußballer/Trainer sagen: 

- Bastian Schweinsteiger: "Man muss Katar auch mal eine Chance geben!"

- Thomas Müller: "Auch in Deutschland gibt es Menschenrechtsverletzungen."

- Uli Hoeneß: "Arbeitsbedingungen in Katar werden besser."

- Franz Beckenbauer: "Ich habe noch keinen einzigen Sklaven in Katar gesehen."

- Thomas Müller: "Wer von uns Fußballern erwartet, dass wir unsere sportlichen Träume, für die wir ein Fußballerleben lang gearbeitet haben, aufgeben, um uns politisch noch deutliche zu positionieren, wird enttäuscht sein."

- Lukas Podolski: "Am Ende ist ganz viel heiße Luft dabei. Ein Boykott bringt ohnehin nichts, wenn er dann nicht auch konsequent umgesetzt wird."

 

Contra: 

- Menschenrechte werden vernachlässigt, Menschen sterben beim Stadionbau oder werden nicht bezahlt

- Die WM ist in der Wüste, es fehlt die Fußballsinfrastruktur und -kultur

- WM i Winter, wegen der Hitze in Katar, sorgt für weniger Stimmung

- Katar ist gegen die LGBTQ+-Bewegung

- Fußballer müssen aufpassen, was sie sagen

 

Was Fußballer/Trainer sagen: 

- Manuel Neuer fordert meinungsstarke Spieler

- Leon Goretzka: "Das ist schon sehr beklemmend, muss man sagen. Das ist einfach ein Menschenbild aus einem anderen Jahrtausend."

- Thomas Hitzelsperger: "Umstände sind skandalös!"

- Manuel Neuer: "Inakzeptabel und sehr traurig."

- Christoph Kramer: "Es gibt zu dem Thema keine zwei Meinungen."

- Toni Kroos: "Ich bin definitiv ein sehr großer Feind davon, dass die WM in Katar stattfindet."

 

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